24.03.2021

Bärenmakaken-Gruppe ist gewachsen

Die Gruppe der Bärenmakaken im Tierpark Chemnitz ist gewachsen. Zu den vier Männchen und zwei Weibchen, die bereits hier leben, sind Anfang März nochmal drei Männchen aus dem Tier- und Kulturpark Bischofswerda gekommen.

Bärenmakak (Foto: Jan Klösters)

Bärenmakaken sind sehr gesellige Primaten, die in relativ großen Gruppen mit komplexen sozialen Beziehungen leben. Das Kennenlernen der Alteingesessenen und der Neuankömmlinge geschah zuerst im Innengehege und mit einem Sicht-Schieber dazwischen. Die Neuen hatten auch Gelegenheit, die ihnen unbekannte Anlage allein zu erkunden. Nach mehreren Tagen des kontrollierten Annäherns, in denen es keine aggressiven Situationen zwischen den beiden Gruppen gab, wurde sich dazu entschlossen, die Tiere auf der großzügigen Außenanlage zusammen zu lassen.

Dann bekamen die Mitarbeiterinnen des Tierparks die ganze Bandbreite der Makaken-Kommunikation zu sehen und zu hören. Unter den Bärenmakaken wurde gekreischt und gegrunzt und es wurde sich teilweise auch angedroht. Gleich darauf wurde aber oft freundlich geschnattert und den anderen Artgenossen das Hinterteil präsentiert – was beides der Beschwichtigung der Artgenossen dient.

Auch weitere interessante Verhaltensweisen konnten beobachtet werden. Gerade die Männchen müssen ihre Artgenossen oft beeindrucken. Das geschieht entweder durch das Rütteln an und auf Bäumen, was eine Art Kraftdemonstration ist. Des Weiteren beeindrucken sich die Männchen auch dadurch, dass sie sich gegenseitig anschreien und so ihre großen Eckzähne präsentieren. Solch kleinere Konflikte sehen gefährlicher aus als sie eigentlich sind. Außerdem sind sie beim Zusammenleben in einer Gruppe vollkommen normal. Im Anschluss versöhnen sich die Bärenmakaken durch die gegenseitige Fellpflege.

Übrigens gibt es in Deutschland keine weitere zoologische Einrichtung, welche Bärenmakaken hält. Insofern zeigt der Tierpark Chemnitz eine zoologische Rarität – und eine besonders spannende noch dazu.


5. Februar 2021

Nachwuchs bei den Zwergseidenäffchen

Bedrohte Primaten-Art hat Zwillinge bekommen

Im Krallenaffenhaus des Chemnitzer Tierparks hat es Anfang Januar den ersten Nachwuchs gegeben. Das seit Juni letzten Jahres zusammenlebende Zwergseidenäffchen-Paar hat zum ersten Mal Jungtiere bekommen, und das gleich in doppelter Ausführung.

Mutter Bonnie mit ihrem Nachwuchs (Foto: Stefanie Weippert)

Die Jungtiere kommen mit etwa 15 Gramm zur Welt, erwachsene Zwergseidenäffchen wiegen zwischen 85 bis 140 Gramm. Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt (ohne Schwanz) nur ca. 15 Zentimeter. Sie sind die kleinsten Vertreter der Affen. Unterboten werden sie nur noch von den Mausmakis, die allerdings zu den sogenannten Halbaffen zählen.

Zwergseidenäffchen sind soziale Tiere, die in Gruppen von bis zu zehn Tieren zusammenleben können. Die Gruppe besteht meist aus einem erwachsenen dominanten Weibchen, das die Gruppe anführt, ein bis zwei erwachsenen Männchen sowie den Nachkommen verschiedenen Alters. Solange diese noch zusammen mit den Eltern leben, ist ihre eigene Fortpflanzung unterdrückt.

Die Familiengruppen bewohnen feste Gebiete in den unteren und mittleren Baumschichten. Nach einer Tragzeit von ca. 140 Tagen kommen zumeist Zwillinge zur Welt. Der Nachwuchs klammert sich sofort nach der Geburt an das Fell der Eltern und lässt sich sicher durch das Geäst tragen. Bei der Betreuung der Jungtiere wechseln sich Mutter und Vater, oft auch andere Familienmitglieder, untereinander ab.

Mutter „Bonnie“ hat schon mehrfach im Chemnitzer Tierpark für Nachwuchs gesorgt, für Vater „Fernando“ ist es das erste Mal.

Die Bestände der Zwergseidenäffchen nehmen als Folge von Lebensraumverlust und Bejagung deutlich ab. Seit 2020 werden sie deshalb auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten der IUCN als gefährdet eingestuft. Umso wichtiger ist das erfolgreiche und koordinierte Nachzüchten von solch bedrohten Tierarten. Im Tierpark Chemnitz wird diese Art schon viele Jahre erfolgreich gehalten und gezüchtet.


29. Januar 2021

Zootier des Jahres 2021: Das Krokodil

Nützlinge mit Imageproblem

Krokodile teilten sich ihren Lebensraum bereits mit den Dinosauriern. Seit mehr als 200 Millionen Jahren bevölkern die perfekten Jäger nahezu unverändert unseren Planeten – bis der Mensch auftauchte. Nun stehen die Nützlinge mit dem Imageproblem kurz vor dem Untergang, weswegen die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP) das Krokodil zum „Zootier des Jahres 2021“ gekürt hat. Bei der diesjährigen Kampagne sollen mit den gesammelten Geldern vorrangig drei Projekte unterstützt werden, die sich um den Erhalt der Kuba-, Siam- und Philippinenkrokodile kümmern. 

„Krokodile sind keine schwimmenden Handtaschen, sondern haben eine immens wichtige Aufgabe in ihren Ökosystemen. Es ist Zeit zu handeln, denn ohne akute Schutzmaßnahmen werden einige Krokodilarten bald gänzlich von unserem Planeten verschwinden“, sagt Dr. Sven Hammer, 1. stellvertretender Vorsitzender der ZGAP.

Die Menschen dringen bis heute immer weiter in den Lebensraum der Krokodile ein und töten sie, weil sie die Tiere als Gefahr für sich und ihre Haustiere ansehen. Ihr Fleisch und die Eier werden verzehrt, die Moschusdrüsen der Krokodile werden zur Parfümherstellung genutzt und weil Krokodile Fische fressen, gelten sie als darüber hinaus als Konkurrenten der Fischer.

Zusätzlich dezimiert der Lebensraumverlust, etwa durch den Bau von Dämmen, sowie die zunehmende Wasserverschmutzung die Krokodilbestände. An den Rand der Ausrottung brachte die Krokodile jedoch insbesondere die wachsende Nachfrage nach ihrer Haut, weil die Modeindustrie anfing, daraus Handtaschen, Schuhe, Koffer, Gürtel und andere Waren herzustellen.

Viele Krokodilarten gelten daher als gefährdet und sechs Arten werden von der Weltnaturschutzunion IUCN bereits als „von der Ausrottung bedroht“ eingestuft.

Die Rolle der Krokodile im Ökosystem

Krokodile haben, wie viele andere Beutegreifer auch, ein Imageproblem. Sie werden oft als menschenfressende „Monster“ angesehen und schafften es so als Darsteller in den einen oder anderen Hollywoodfilm. Tatsächlich übernehmen Krokodile aber eine äußerst wichtige Aufgabe für ihre Umwelt: Da sie unter anderem Aas fressen, reinigen sie die Gewässer und anliegende Landflächen von Kadavern. Wenn sie jagen, haben sie es besonders auf schwache, verletzte und kranke Tiere abgesehen. Sie regulieren zudem die Bestände räuberischer Welse oder Piranhas, die sich ihrerseits von für den Menschen bedeutenden Speisefischen ernähren.

Entfernt man Krokodile aus diesem Kreislauf, gerät das ökologische Gleichgewicht aus den Fugen. Durch den Ausfall der großen Jäger nehmen die Populationen der Raubfische zu und viele andere Organismen wie Bakterien, Algen, Krebstiere, Weichtiere oder Wasserinsekten verschwinden, weil sie auf die Hinterlassenschaften der Krokodile spezialisiert sind.

„Die bereits jetzt erkennbaren, negativen Auswirkungen auf die Ökosysteme in den Heimatländern der Krokodile machen ihren Schutz daher besonders wichtig“, sagt Viktoria Michel, Projektkoordinatorin der „Zootier des Jahres“- Kampagne, „weshalb sich die ZGAP dazu entschied, das Krokodil zum „Zootier des Jahres“ 2021 zu küren.“

Schutzprojekte

Konkret werden dieses Jahr drei Schutzprojekt mit den Kampagnengeldern unterstützt.

In der Natur leben nur noch knapp 100 Philippinenkrokodile, daher wird auf den Philippinen der Bau neuer Auswilderungsanlagen für Krokodile und eine weitere Nachzuchtstation direkt in dem Auswilderungsgebiet finanziert. Zudem soll ein Zentrum für Umweltbildung, sowohl für Einheimische als auch für Touristen, entstehen und ein Konzept für nachhaltigen Tourismus in der Region umgesetzt werden.

In den Süßwassersümpfen Kubas haben Kubakrokodile ihr kleines Verbreitungsgebiet. Die Nachzuchtbemühungen der seltenen Krokodile verliefen bisher sehr erfolgreich, weshalb nun wieder Kubakrokodile unter kontrollierten Bedingungen ausgewildert werden. Um die Biologie der Tiere weiter zu erforschen und sie vor illegaler Wilderei zu schützen, erhalten einige der Krokodile GPS-Sender.

Auch Siamkrokodile existieren nur noch in kleinen Populationen in Kambodscha, Laos und Thailand. Derzeit wird ein weiteres Restvorkommen auf Borneo vermutet, was nun mittels Umwelt-DNA aufgedeckt werden soll. Nur so können noch rechtzeitig Schutzmaßnahmen für die bedrohten Krokodile eingeleitet werden.                                      

Zur „Zootier des Jahres“-Kampagne

Die „Zootier des Jahres“-Kampagne wurde 2016 mit dem Ziel ins Leben gerufen, sich für gefährdete Tierarten einzusetzen, deren Bedrohung bisher nicht oder kaum im Fokus der Öffentlichkeit steht. So werden für den Titel „Zootier des Jahres“ Tierarten ausgewählt, die teils kurz vor der Ausrottung stehen, jedoch bisher keine oder nur sehr wenig Lobby haben und auch oft nicht von „großen Naturschutzorganisationen“ beachtet werden.

Letztes Jahr konnten etwa durch die Kampagnengelder viele nachhaltige Schutzmaßnahmen für Beos erfolgreich umgesetzt werden.

Um in Form von Öffentlichkeitsarbeit und konkreten Artenschutzmaßnahmen möglichst viel für die im Fokus stehende Tierart bewirken zu können, bündeln vier im Artenschutz aktive Partner ihre Kräfte. Mit der federführenden Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e. V. (ZGAP), arbeiten die Einrichtungen und Mitglieder der Deutschen Tierpark-Gesellschaft e. V. (DTG), des Verbandes der Zoologischen Gärten e. V. (VdZ) und der Gemeinschaft der Zooförderer e. V. (GdZ) eng zusammen.

Zoologische Gärten als treibende Kraft im Artenschutz

Zoologische Gärten halten und züchten gefährdete Tierarten und eröffnen ihren Besuchern interessante Einblicke in biologische und ökologische Zusammenhänge. Auch Philippinenkrokodile werden in europäischen Zoos nachgezüchtet. Das Zuchtbuch dafür wird im Zoologischen Garten Köln geführt. Die Philippinenkrokodile aus europäischen Zoos sind für die Population auf den Philippinen extrem wichtig, denn die europäischen Tiere wurden im Gegensatz zu vielen Krokodilen auf philippinischen Krokodilfarmen nicht mit anderen Krokodilarten gekreuzt und sind daher besonders für die Auswilderung geeignet.

Bereits Mitte Dezember 2020 durften „Hulky“ und „Dodong“, zwei Philippinenkrokodilnachzuchten aus dem Kölner Zoo, die Reise in ihr ursprüngliches Heimatland antreten. Nach der Eingewöhnung werden die beiden Nachzuchten ihren Beitrag dazu leisten eine reinerbige Philippinenkrokodilpopulation zu gründen, mit dem Ziel der Auswilderung im Naturschutzgebiet.

Kaiman im Tierpark Chemnitz (Foto: Archiv Tierpark)

Im Tierpark werden zwar keine Vertreter aus der Familie der Echten Krokodile gezeigt, aber mit dem Brauen-Glattstirnkaiman hält man eine Tierart aus der Ordnung der Krokodile und hat so auch eine gute Möglichkeit, auf die Kampagne hinzuweisen.